Wir brauchen gute Jobs: Aber, wie?
Ungeachtet der derzeitigen Auswirkungen durch den Corona Virus auf den Arbeitsmarkt, sind die Voraussetzungen für alleinerziehende Mütter und Väter alles andere als rosig. Was Ihnen bei der Wahl eines familienfreundlichen Jobs helfen kann und welche Kriterien Sie bei der Suche nach geeigneten Unternehmen berücksichtigen sollten, erläutern wir Ihnen im folgenden Artikel.
Die Zahl Alleinerziehender steigt stetig. Im Jahr 2017 wuchsen laut Familienreport des Bildungsministeriums 2,3 Millionen der insgesamt 13 Millionen Kinder bei nur einem Elternteil auf. Gab es 1996 noch 1,3 Millionen Alleinerziehende, waren es 2015 schon 1,6 Millionen.
Parallel dazu gibt es immer mehr Alleinerziehende ohne Job. Von allen Arbeitslosen war nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 2016 jeder Zehnte alleinerziehend: 238.000 Menschen. In der Mehrheit handelt es sich um Frauen (218.000), ihnen stehen nur 20.000 alleinerziehende Männer ohne Anstellung gegenüber.
Mehr als ein Drittel der Alleinerziehenden sind auf Hartz IV angewiesen. In Haushalten mit Vater und Mutter ist dieser Anteil fünfmal geringer, hat die Bertelsmann-Stiftung festgestellt. Es gibt Fälle, in denen Betroffene auch erwogen haben, einfach nicht mehr zu arbeiten. Viel weniger Geld hätten sie nicht gehabt, dafür aber mehr Zeit für ihre Kinder.
Die Nachteile liegen aus Arbeitgebersicht auf der Hand: Alleinerziehende sind…
- zeitlich unflexibel
- drohen häufig auszufallen
- sind mitunter auch übernächtigt
Darunter leiden Konzentration, Fokus, Einsatz. Das ist zwar nur die eine Seite der Medaille, aber dennoch ein Einstellungshindernis. Wie können Alleinerziehende es überspringen?
Passgenaue Stellen für Alleinerziehende: Das ist wichtig
Spezielle Jobs für Alleinerziehende – das gehört in die Kategorie Unfug. Es geht vielmehr darum, eine passgenaue Stelle zu finden in einem Unternehmen, das die richtigen Rahmenbedingungen ermöglicht. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die Zauberformel, doch in sehr vielen Fällen betreiben Unternehmen allerdings nur PR. Sie machen sich familienfreundlicher, als sie in Wahrheit sind.
In anderen Fällen ist Familienfreundlichkeit schon gelebte Realität. Genau diese Unternehmen wie z.Bsp. die AWO SANO sind es, die Alleinerziehende suchen und finden müssen. Welche Kriterien sollte ein Jobsuchender dabei zu Rate ziehen? Ein paar Orientierungshilfen:
- Home Office
Deutsche Arbeitgeber mögen das Home Office nur in leicht verdaulichen Dosierungen. Aber: Die Tendenz geht in die richtige Richtung – und das kommt auch Alleinerziehenden zugute. Laut Umfrage von 2017 ermöglichen schon 30 Prozent der deutschen Unternehmen die Arbeit im heimischen Kämmerlein – zehn Prozent mehr als 2014. Und 43 Prozent erwarten, dass der Anteil in Zukunft weiter steigen wird.
Für Alleinerziehende eine gute Entwicklung, weil sie Freiräume und Flexibilität schafft. Aber nicht vergessen: Auch zuhause muss man konzentriert arbeiten können.
- Kinderbetreuung
Je jünger, das Kind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutter nicht erwerbstätig ist. Dafür braucht es keine Studie, das Bildungsministerium hat es aber dennoch statistisch belegt. Mit dem Alter der Kinder nimmt die Erwerbstätigkeit zu – bis das jüngste Kind 14 Jahre alt ist.
Der Zeitpunkt, an dem Alleinerziehende in die Bredouille geraten: Wenn die Kinder jünger als drei sind. Wer für seinen Zweijährigen also einen Kita-Platz oder Tagesmutter organisiert, macht Ressourcen frei. Pluspunkt für Unternehmen mit Betriebskita.
- Teilzeit
Teilzeitstellen sind eine wichtige Option – gerade für Alleinerziehende mit eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten. Während von allen Arbeitslosen nur 14 Prozent einen Teilzeitjob suchen, suchen ihn von den arbeitslosen Alleinerziehern 36 Prozent. Das sagen die Daten der Arbeitsagentur von 2017.
So finden Alleinerziehende den richtigen Job
- Kununu
Das Bewertungsportal können Alleinerziehende nutzen, um ihre Suche zu verfeinern – über die Filterfunktion. Demnach weist Kununu momentan über 46.000 Unternehmen mit Home-Office-Lösungen aus. Flexible Arbeitszeiten gibt es in über 43.000 Firmen, Kinderbetreuung bieten fast 8.000 an.
Setzt man nun bei allen drei Benefits einen Haken, dann bleiben exakt 7.516 Unternehmen übrig. Das sind DIE Arbeitgeber, bei denen sich Alleinerziehende als Erstes umschauen – und vielleicht bewerben sollten.
- Siegel
Wie erkenne ich noch, ob ein Unternehmen familienfreundlich – und damit auch alleinerzieherfreundlich – ist? Eine mögliche Antwort: Durch einen Blick auf seine Homepage. So vergibt unter anderem die Bertelsmann-Stiftung das Siegel Familienfreundlicher Arbeitgeber.
Unternehmen schmücken sich gerne mit solchen Siegeln. Ob man ihren Versprechungen immer Glauben schenken darf – zweifelhaft. Aber einen näheren Blick sind die ausgezeichneten Unternehmen allemal wert.
- Standort
Die Lebensverhältnisse in Deutschland sind – wenngleich Staatsauftrag – nicht überall gleich. Speziell für Alleinerziehende sind Bundesländer und Kommunen, in denen die Kinderbetreuung gut ausgebaut, die Arbeitslosigkeit niedrig und der Arbeitskräftebedarf sehr groß ist, vorteilhaft.
Ein Standortwechsel – sofern möglich – könnte die Jobchancen im Einzelfall stark verbessern.
- Branche
Ziel sollte es sein, diese Jobs zu meiden, die schlechte Bezahlung und ungünstige Arbeitszeiten mit sich bringen (z.B. Verkäufer, Köche, Hauswirtschafter oder Erzieher). Home Office als Verkäufer? Unmöglich. Flexible Arbeitszeit als Koch? Nicht machbar. Immerhin haben 77 Prozenten der Alleinerziehenden einen mittleren oder hohen Bildungsabschluss. Rund zwölf Prozent der alleinerziehenden Mütter verfügen sogar über einen Hochschulabschluss. Je besser die Qualifikation, desto besser die Perspektiven. In Branchen wie Finanz-, Versicherungs- oder Verwaltungstätigkeiten ist das Home Office laut DIW besonders stark verbreitet – wichtiges Kriterium für Alleinerziehende.
Teilen Sie uns gern in einem Kommentar Ihre Erfahrungen und Tipps auf dem Arbeitsmarkt mit. Die wertvollsten Erfahrungen sammeln wir schließlich im erlebten Alltag.
Autorin: Antje Stoklas